Terzerol, oder doppelläufige Pistole im Kaliber .38

Ein Terzerol sieht einer doppelläufigen Querflinte ähnlich, ist aber eine Kurzwaffe. (Terzerol weitere Infos )

Es hat hat zwei Läufe und zwei Abzüge.

Weil es mit Patronen 38spez geladen wird, frage ich mich nun ob man es überhaupt als Terzerol bezeichnen kann. Jedenfalls als Vogelvertreiber wäre es mit Schrot geladen gut geeignet.

Fabrikat, Hersteller Ursprungsland ist mir noch unbekant. Von der Machart her tippe ich auf Belgien.

Eine durch den Holzgriff verdeckte Zahl 1960, halte ich eigentlich nicht für das Herstellungsjahr. Dagegen spricht die antike bauweise und die Griffform. Dafür spricht, dass die Patrone 38spez passt. Es könnte sich um ein Replikat für noch aktuelle "moderne" Patrone.handeln. Der rechte Lauf ist glatt, der linke hat 4 Züge.

Das antike Gerät kam in etwas verunstaltetem Zustand zu mir. Es wurde wohl mit zu grobem Schleifmittel entrostet und dabei wurden die Oberflächen heftig zerkratzt.

Defekte:
* Einem der Schlagbolzen fehlt auf der geschlagenen Seite eine kleine Ecke.
* Beide Hammer haben Abnützungs-Schleifspuren von der antreibenden Schenkelfeder.
  
Wer nicht schmiert tötet. Das gilt jedenfalls für Feinmechanik.
*.Beim Holzgriff fehlt rechts ein 4cm2-Stück Seitenabdeckung.
* Eine M3 Schraube am Abzugsbügel und zwei Holzschrauben sind Kreuzschlitz und damit nicht zeitgemäss.
   Diese habe ich durch damals zeitgemässe und formgerechte Schrauben ersetzt.
Einigermassen überrascht war ich über die Metallkappe unten am Holzgriff.
Sie ist eine umgearbeitete 100 Reis
Neusilber-Münze aus Brasilien von ca. 1900.

Schwerwiegendere Defekte oder weitere fehlende Teile waren nicht festzustellen.

Zu Beginn einer Restauration bediene ich mich ausschliesslich der Stahlwolle und allenfalls rotierende Drahtbürsten von kleinem Durchmesser. Damit enfernt man Schmutz und Flugrost. Danach sieht man zuverlässig was an Substanz wirklich noch da ist und dann kann sich mit anderen Mitteln um die intensiver betroffenen Stellen kümmern. Zum Glätten oder verfeinern kann man dann auch Schleifmittel ab Körnung 240 und höher beiziehen.
Mit der Absicht, ohne weiteres Spanabheben die Oberfläche wieder einem originalgetreuen Aussehen annähern zu können,  habe ich nach einer Oberflächenreinigung, mit einem Hartmetall-Fräserschaft die rauhe Strucktur wieder etwas glätten können. Jedes Teil wird zum Schluss mit Filz- und Schwabbelscheibe bis zum Zustand silberweiss glänzend poliert.

Die Oberflächenendbehandlung.
Die Brünierung: Natürlich ohne Chemikalien. Nur die thermischen Anlauffarben werden hervorgerufen und in Oel abgeschreckt. Die Oberfläche ist dann glatt und mit einem seidenen Glanz. Wasser perlt ab. Ich arbeite noch daran, die Farben möglichst lichtecht auf die Fotos zu bekommen. Der Lauf, der Schaft und die Hämmer sind leicht goldbraun brüniert. Die Abzüge, der Abzugsbügel, die Laufentriegelung sowie die obere Griff-Haltebogen der bis unter die Hämmer führt, sind mit einem  blau-grau brüniert.

Der Holzgriff hat jetzt eine Ergänzung bekommen. Aus einem Stückchen alterem Eichenholz habe ich das fehlende Teil geformt und eingepasst und mit einer dunkelbraunen Beize der Griff-Farbe angepasst.

 

 

 Letzte Änderung 3.5.2016

 

Einmal mehr zeigt sich: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.