Restauration eines US-Revolvers
Colt 455 new Service von 1905

Dieser alte amerikanische Armee-Revolver von 1905, hat 2 Weltkriege überstanden und hat dann wahrscheinlich für längere Zeit im freien Feld gelegen oder war mindestens unglücklich nass gelagert. Dann wurde er von einem Vorbesitzer wahrscheinlich zum Korosionsschutz mit  schwarzer Farbe beschichtet. So wurde dem Gerät wohl ausser einer gewissen Konservierung kaum eine Verbesserung angetan. Irgendwann im zarten Alter von etwa 100-Jahren, kam er dann in unbenutzbarem Zustand in meine Hände und lag dann bei mir auf der Wartebank. Und so blieb ihm bis auf den heutigen Tag, der Weg zur Entsorgung erspart. Auch bei mir geschah vorerst nichts und er musste zunächst weiteren Schubladenschlaf erdulden. Es wäre wohl eine längere Geschichte die dieser Colt erzählen könnte, aber bisher blieb er hartnäckig still und liess die Reinigungsarbeiten über sich geschehen. Im Herbst 2012 begann ich bei diesem Colt mit der Restauration.
Vorarbeiten: Zuerst die komplette Zerlegung um die Teile reinigen zu können. Um zu schauen was dann noch übrig bleibt, habe ich Rost und die schwarze Farbe mit einer Hartmetallklinge heruntergeschabt. Auf Grund der starken Vernarbungen am Lauf, habe ich die sichtbaren Oberflächen sandgestrahlt und danach mit rotierender Stahlbürste aufpoliert. Ausser der fehlenden Fangriemenöse war erfreulicherweise nichts Wesentliches defekt. Absichtlich habe ich darauf verzichtet, die tiefen sichtbaren Spuren der Vergangenheit mit Schleifen oder Auffüllen zu kaschieren.

Oberflächen Behandlung: Die Teile wurden einzeln, thermisch gebläut und brüniert . Durch das sanfte wärmen bekommen die Teile Anlauffarben und durch abkühlen in Öl eine wasserabstossende trockene Oberfläche die auch recht scheuerfest ist. Schön ist, dass die zum Teil tiefen Frasslöcher durch die thermische Oberflächenbehandlung weitgehend unscheinbar werden. Zuletzt, schmieren und Salben und Teile wieder zusammensetzen.

Nun kam langsam kribbelige Vorfreude auf, die nur mit einem ersten Schuss erlöst werden kann. Es ist einfach ein spezielles Gefühl so ein "Dornrösli" nach einigen zig Jahren Schubladenschlaf im Pistolenstand wieder zum Leben zu erwecken.

Erstaunlich wie fein diese Mechanik läuft. Ein sauber definierter Abzug und auf Anhieb absolut ordentliche Treffer auf 25-aber auch 50m und dies trotz teilweise vernarbtem Innenlauf. Meiner Meinung nach, überschätzen viele Schützen die Laufbeschaffenheit bei Kurzwaffen bezüglich Trefferquote. Meistens liegen Mängel an der Schussposition und Fehlschüsse eher beim Schützen als beim Lauf.

Nacharbeiten:
Das Problem: Der Trommeltransport klemmte nach jedem Schuss.
Das lag nicht etwa an einer zu scharfer Ladung, Ursache war der angefressene und verbeulte Stossboden, der das Zündhüetli neben dem Zündschlag ausbeulen liess. Dieses Problem musste nachträglich noch gelöst werden. Einer gebrochenen Opel-Achsschenkelfeder entnahm ich ein Stück federharten Stahl und fertigte daraus ein neues Stossbodenplättchen das ich einsetzte.

Nun entschloss ich mich noch die kaputten Bakelit- oder Hartgummigriffschalen durch neue Griffschalen zu ersetzen. Mangels original Colt-Griffschalen entschloss ich mich aus einem ofenfertigen Eschenholz-scheit, zwei neue Griffschalen zu fertigen. So bekam ein Stück Brennholz keine „feuerlose“ aber beständige Verwendung. Zur Zeit geistert bei mir noch die Idee, dass ich doch noch auf den Holzgriffen eine Fischaut in Angriff nehmen werde.